Der Unterschied zwischen ESD und Antistatik bei Sicherheitsschuhen

ESD und Antistatik sorgen oft für Verwirrung und nicht nur, wenn es um Sicherheitsschuhe geht. Während das Eine das Andere beinhaltet, ist es in umgekehrter Richtung nicht der Fall. Obwohl es sich bei beiden Begriffen um Durchgangswiderstand handelt, gibt es grundlegende Unterschiede zwischen beiden Ausführungen.

Da Sicherheitsschuhe den direkten Kontakt zwischen dem Körper des Trägers und dem Boden herstellen, sind die Themen Elektrostatik und Durchgangswiderstände auch hier sehr wichtig. Es muss allerdings unterschieden werden zwischen den antistatischen Eigenschaften von Schuhen und ihrer ESD-Fähigkeit.

In der für Sicherheitsschuhe gültigen Norm EN ISO 20345 wird neben den vielen Anforderungen, die an einen Sicherheitsschuh gestellt werden, auch das Thema elektrische Eigenschaften behandelt.

Darauf basierend können drei Bereiche festgelegt werden, die sich aufgrund des Durchgangswiderstands einteilen lassen in leitendes, antistatisches und isolierendes Schuhwerk. Damit ein Sicherheitsschuh beispielsweise eine Kennzeichnung als S1-Schuh erhält, muss er neben den Basisanforderungen unter anderem die Zusatzanforderung der Antistatik erfüllen.

Das gilt demnach auch für alle darauf aufbauenden Sicherheitsklassen (ebenso beim Schutz- und Berufsschuh). Ein Schuh ist antistatisch, wenn sich der gemessene Durchgangswiderstand im Bereich zwischen 100 Kiloohm (105 Ohm) und 1 Gigaohm (109 Ohm) befindet.
Bei einem geringeren Durchgangswiderstand gilt er gemäß Norm als leitend und bei einem höheren Wert als isolierend.

ACHTUNG: ESD fähige Sicherheitsschuhe nach ÖVE/ÖNORM 61340-4-3 (Schuh-Boden) und ÖVE/ÖNORM 61340-5-1 (Person-Schuh-Boden) sind in der Norm für Sicherheitsschuhe (EN ISO 20345:2011) nicht enthalten und müssen zusätzlich geprüft und speziell mit dem ESD-Zeichen gekennzeichnet werden. Die ESD Norm ist keine Norm aus der PSA, sondern kommt aus der Elektrotechnik - ÖVE (Österreichischer Verband für Elektrotechnik)

 

DURCHGANGSWIDERSTAND VON SICHERHEITSSCHUHEN IM GRAFISCHEN VERGLEICH

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Die EU-Norm gibt vor, dass antistatisches Schuhwerk benutzt werden soll, um elektrostatische Aufladung zu vermindern und deren Ableitung zu gewährleisten. Dies ist notwendig, wenn die Gefahr eines elektrischen Schlags durch elektrische Geräte oder spannungsführende Teile nicht ausgeschlossen werden kann – oder das Risiko einer Entzündung von entflammbaren Substanzen oder Dämpfen durch Funken besteht.

Es geht also darum, den Sicherheitsschuhträger (und auch seine Kollegen) vor Gefahren, die in Zusammenhang mit elektrischer Aufladung auftreten können, zu schützen.


Bedeutung von ESD

Nicht nur die elektrostatische Aufladung und der Schutz des Menschen spielen in der Industrie eine wichtige Rolle, sondern auch der Schutz von Werkteilen und Geräten durch kontrollierte Ableitung.

In diesem Zusammenhang kommt eine weitere Norm ins Spiel, die sich mit eben dieser elektrostatischen Entladung („electro static discharge“ = ESD) befasst: DIN EN 61340-5-1 („Schutz von elektronischen Bauelementen gegen elektrostatische Phänomene“).

Der in dieser Norm definierte ESD-Bereich ist letztlich eine Eingrenzung des antistatischen Bereichs aus der Sicherheitsschuhnorm EN ISO 20345. Die untere Grenze des Durchgangswiderstand liegt hier bei 100 Kiloohm und die Obergrenze bei 35 Megaohm (3,5 x 107 Ohm).

Das bedeutet also, dass ein Schuh, der ESD-fähig ist, in jedem Fall gleichzeitig auch antistatisch ist. Im Umkehrschluss ist jedoch nicht jeder antistatische Schuh ESD-fähig.

Wenn beispielsweise ein Durchgangswiderstand von 100 Megaohm gemessen wird, ist der Schuh antistatisch, aber außerhalb der ESD-Grenzwerte. Hat der Schuh einen Durchgangswiderstand von nur 1 Megaohm, ist er sowohl antistatisch als auch ESD-fähig.

Da es sich bei ESD um die Erfüllung einer Norm aus dem Produktschutzbereich (Elektrotechnik) handelt, muss die Kennzeichnung unabhängig von der CE-Markierung erfolgen.

An Sicherheitsschuhen, die diese Norm erfüllen, befindet sich daher zusätzlich das gelbe ESD-Zeichen. Haben die Schuhe zwar keine gesonderte ESD-Kennzeichnung, aber mindestens die Kennzeichnung S1, so sind sie grundsätzlich antistatisch.

ACHTUNG: ESD fähige Sicherheitsschuhe werden verwendet, um eine statische Entladung an „elektrostatisch gefährdeten Bauelementen (EGB) zu vermeiden. ESD fähige Schuhe können nur in EPA-Arbeitsbereichen (EPA - Electrostatic protected area) sinnvoll verwendet werden.